Die Trauben hängen hoch und vielleicht ist es ganz gut, dass die A-Jugend der JSG Handball Köln nach ihrer Premieren-Saison in der Regionalliga Nordrhein noch etwas Luft nach oben gelassen hat. Fast wäre der Mannschaft um Trainer Eike Weinberg vor einigen Wochen der ganz große Wurf gelungen, doch am Ende mussten die Kölner sich bei einer Bilanz von 25:7 Punkten mit dem dritten Tabellenplatz hinter der Tschft. Grefrath und dem TV Aldekerk (beide 26:6) begnügen. Schon zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Weinberg seinen Posten an der Seitenlinie zum Saisonende räumen würde. Der 34-Jährige wird sich in Zukunft ganz auf seine Aufgaben im Marketing, Sponsoring und der sonstigen Organisation der JSG konzentrieren – ein Job, der erfreulicherweise schon wenige Monate nach Gründung des Vereins immer zeitraubender geworden ist. Im März wurde Weinberg hierfür vom JSG-Präsidium auch offiziell als Vorstandsmitglied berufen. Die Konsequenz daraus war allerdings, dass die Verantwortlichen sich frühzeitig nach einem Nachfolger auf der Position des A-Jugend-Trainers umsehen mussten. Inzwischen sind die Kölner fündig geworden und präsentieren in Stefan Tuitje den Coach, der die ältesten JSG-Akteure ab Sommer übernehmen wird.
Der Kontakt zu Tuitje entstand vor allem über Keno Knittel, der bei der JSG in diversen Bereichen (u.a. als Trainer der B2) engagiert ist. Die beiden „Immis“ verbindet die gemeinsame Herkunft, denn beide kommen aus Ostfriesland und haben bereits in der Jugend dort gegeneinander gespielt. Als Tuitje Mitte der 90er-Jahre nach Köln zog, war Knittel schon hier. „Er ist ein Jahr vor mir hierher gezogen und hat mir viel gezeigt – auch, wo man gut Handball spielen kann“, berichtet Tuitje, der wegen seines Sportstudiums ins Rheinland kam. In den Folgejahren war er bei mehreren Vereinen im Kölner und Bonner Raum als Kreisläufer aktiv, bevor er nach und nach ins Traineramt wechselte. Als die JSG Handball Köln 2023 neu gegründet wurde, dachte Knittel direkt an seinen alten Weggefährten, mit dem er immer freundschaftlich verbunden war. Tuitje: „Keno hat schon letztes Jahr versucht, mich hier einzubinden, aber da wollte ich eigentlich eine Pause vom Handball einlegen oder noch einmal eine Seniorenmannschaft trainieren.“ Letzteres wurde der Fall und im Moment steht der 53-Jährige noch als Coach des Oberligisten ASV SR Aachen an der Linie.
Nach einem Jahr ließ sich Tuitje dann aber doch von dem spannenden Kölner Nachwuchs-Projekt überzeugen. Dass der neue A-Jugend-Trainer in der Domstadt arbeitet, war dabei sicher hilfreich. Und auch die leistungsbezogene Ausrichtung des Vereins, denn Tuitje erwartet von seinen Spielern immer den maximal möglichen Einsatz. Gleichzeitig ist er ebenfalls bereit, viel zu investieren. Was das in Summe für die kommende Spielzeit bedeutet, ist im Moment noch nicht einfach zu beurteilen. Beim Bundesliga-Qualifikations-Turnier in Opladen am 7. April konnte der Coach sich von der Tribüne aus schon einmal einen Eindruck von seiner neuen Mannschaft machen. Klar: Über den Sommer ist die erneute Qualifikation für die Regionalliga (hier noch unter Trainer Moritz Adam) das Ziel. Danach übernimmt Tuitje, der eine klare Vorstellung davon hat, was er den ältesten JSG-Spielern mitgeben will: „Viele A-Jugendliche kommen zwar mit hundert Sachen an, wissen dann aber gar nicht, was sie tun sollen. Ich will, dass die Spieler lernen, gute Entscheidungen zu treffen und der Mannschaft Struktur geben. Am besten so, dass sie mich im Spiel als Trainer gar nicht mehr brauchen.“ Es klingt, als hätten die Kölner den passenden Nachfolger gefunden. Wir sind gespannt und sagen: Herzlich willkommen bei der JSG, Stefan!