Die Trainer im Gespräch: links Max Sormani und rechts Dustin Thöne.

Interview und Analyse mit Max Sormani und Dustin Thöne: „Das Handball-Start-Up“: Beeindruckende Entwicklung und noch viel Arbeit

Der Qualifikations-Marathon ist für die Leistungsmannschaften der JSG Handball Köln fürs Erste vorbei – und alle drei Teams von der A- bis zur C-Jugend werden auch in der Saison 2024/2025 in der Regionalliga, der höchsten Spielklasse des Verbandes Nordrhein an den Start gehen. Die Trainer freuen sich darauf, nach fast drei Monaten mit regelmäßigen Turnierwochenenden endlich an langfristigen Konzepten arbeiten und die Spieler individuell verbessern zu können. Im Interview erzählen die Coaches Max Sormani (B-Jugend) und Dustin Thöne (C-Jugend), wo sie die JSG nach knapp eineinhalb Jahren sehen und was die Ziele für die kommenden Monate sind.

Vorab: Dustin, hast du einmal nachgerechnet, wie viele Kilometer du in den letzten Monaten zu den diversen Hallen gefahren bist?

Dustin: „Gerechnet habe ich es tatsächlich nicht. Aber ich habe mir gerade natürlich mal den Spaß gemacht es in etwa zu überschlagen. Mit dem Turnier in Paris komme ich auf ungefähr 3.000 Kilometer im Laufe der Quali.“

Die Pflicht ist erfüllt, alle JSG-Leistungsmannschaften haben sich für die Regionalliga qualifiziert. Die Kür haben wir leider knapp verfehlt, die B-Jugend ist knapp an der Qualifikation zur Bundesliga gescheitert. Was überwiegt im Rückblick für euch?

Dustin: „⁠Im Nachhinein bin ich absolut stolz, wie die Jungs sich in der abschließenden Regionalliga-Quali gezeigt haben. Aber mit Sicherheit überwiegt noch ein wenig der „Was-wäre-wenn-Gedanke“ bei mir, da wir in der Bundesliga-Quali leider im entscheidenden Spiel gegen Elbflorenz absolut unter unseren Möglichkeiten gespielt haben.“

Max: „Wir hatten fast ausschließlich enge und hochklassige Handballspiele im Qualiverlauf und konnten dabei wahnsinnig viel dazulernen. Ich habe die Mannschaft ja kurz nach Ostern kennengelernt, da war die Vorbereitungszeit bis zu den ersten Pflichtspielen recht kurz. Meine Trainerkollegen hatten vorher super vorgearbeitet, sodass mir der Start wirklich leichtgemacht wurde. Unsere Konzepte in Abwehr, Angriff und Tempospiel haben mit jeder Woche besser geklappt und am Ende der Qualiphase kam das meiner Vorstellung von Handball schon sehr nah.“ 

Max, am Modus der Qualifikation gab es ja durchaus Kritik. Sie hat rund drei Monate gedauert. Auf Kreisebene gab es wenig sinnvolle Partien wie zum Beispiel das 46:3 der C1 gegen die C2 des TSV Bayer Dormagen. Zudem durfte in manchen Hallen kein Harz genutzt werden. Du warst bisher in Baden-Württemberg als Trainer aktiv. Was müsste oder könnte aus deiner Sicht hier im Nordrhein verbessert werden?

Max: „Eine ganz schwierige Frage, weil man es als Verband natürlich nie allen recht machen kann. Mein Ziel als Trainer ist es, meine Spieler auf ihrem Weg so zu begleiten, dass sie langfristig das Maximum aus sich herausholen können. Bei fast drei Monaten Qualifikationsmodus ist man aber zwangsläufig damit beschäftigt, kurzfristige Konzepte zu erarbeiten, da es am Wochenende nur Sieg oder Niederlage gibt. Im Sinne der langfristigen Ausbildung unserer Leistungssportler ist es damit sicherlich von Vorteil, wenn der Qualimodus so kurz wie möglich ist.“

Hinter den Nachwuchs-Teams der Bundesligisten haben es nur der TV Aldekerk und die JSG geschafft, alle Teams in die Regionalliga zu bringen. Wo seht ihr unseren Verein im Sommer 2024 im Vergleich zur Konkurrenz?

Dustin: „Ich denke, dass der Verein innerhalb kürzester Zeit eine wirklich beeindruckende Entwicklung zeigt und wir uns den großen Vereinen immer weiter annähern. Aber die Bundesliga-Quali hat an der einen oder anderen Stelle auf jeden Fall gezeigt, dass uns noch ein wenig die Konstanz fehlt. Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns, aber ich glaube, mit Max und dem ganzen Umfeld sind im Verein optimale Voraussetzungen geschaffen, um im zweiten richtigen Jahr der JSG richtig was zu bewegen und die ‚Lücke‘ stetig weiter zu schließen.“

Max: „Die JSG ähnelt bei ihrer kurzen Existenz eher einem Start-Up als einem etablierten Verein. Das bisherige Trainings- und Trainerangebot ist sicherlich schon auf einem sehr guten Stand, sodass die Jungs bei der JSG tolle Rahmenbedingungen vorfinden, um sich optimal weiterentwickeln zu können. Nichtsdestotrotz gibt es einige Punkte, bei denen wir uns in den nächsten Wochen und Monaten noch weiterentwickeln wollen um den bisherigen Weg weiterzugehen. Bei so vielen handballverrückten Spielern, Eltern und Engagierten ist die Basis für die nächsten Schritte aber gelegt.“

Wie geht es für unsere Jungs in den nächsten Wochen weiter? Wieviel Erholung ist erlaubt und wann geht es wieder in die Halle?

Max: „Bei der B-Jugend war nach erfolgreicher Quali erstmal zwei Wochen Kontrastprogramm angesagt. Wir waren viel im Sand und haben die Trainingsreize etwas anders gesetzt. Im Laufe der Sommerferien stehen dann individuelle Pläne und Trainingseinheiten auf dem Plan und gegen Ende fahren wir das Pensum dann wieder hoch. Die C1 und B1 fahren zum Abschluss des Sommers noch gemeinsam auf ein hochklassiges Handballturnier in die Schweiz, außerdem stehen noch einige Testspiele an.“

Dustin: „⁠Die Sommerferien sind ja leider immer ein schwieriges Thema für alle Beteiligten. Nach der kräftezehrenden Qualifikation will man einerseits natürlich auch mal etwas Ruhe vom Handball haben, andererseits steht die Saison schneller vor der Tür als man gucken kann. Wir werden deswegen das Trainingspensum in den ersten vier Wochen der Sommerferien etwas runterfahren aber weiterhin für alle Jungs, die in Köln sind, Halleneinheiten anbieten. Die Urlauber haben individuelle Athletikpläne. In den letzten zwei Wochen der Sommerferien wird das Pensum dann deutlich nach oben gefahren auf circa sechs Einheiten die Woche, um uns bestmöglich auf die anstehende Saison vorzubereiten.“

Ihr seid primär für die B- und C-Jugend verantwortlich. Was sind mit diesen Teams eure Ziele für die Regionalliga-Saison 24/25?

Dustin: „Dieses Jahr möchten wir vor allem mit der C-Jugend sehen, wie weit wir im Konzert der Großen mitspielen können. Über allem steht bei der JSG nach wie vor die Zielsetzung der einzelnen Jungs. Wir als Trainer haben das Glück, nicht jedes Jahr die halbe Mannschaft auswechseln zu müssen, nur weil am Ende von Vereinsseite ein Titel gefordert wird. Aber mit dem starken 2010er-Jahrgang haben wir uns schon vorgenommen, dieses Jahr mal an den Top Vier zu schnuppern – und wer weiß, wie sich eine Saison dann am Ende entwickelt.“

Max: „Die Jungs haben sich jeweils Ergebnisziele gesetzt, die sie erreichen wollen. Wir haben uns dagegen klare Entwicklungsziele für individuelle, kooperative und kollektive Themen gesetzt. Die JSG möchte letztlich langfristig ausbilden, da macht der Blick aufs Wochenende nicht immer so viel Sinn. Natürlich sind Ligaspiele auch schön, aber viel schöner ist es doch, wenn unsere Jungs bei DHB-Sichtungen dabei sind oder im Erwachsenenbereich möglichst hochklassig Handball spielen.“